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Wochen-Rückblick 17.02. - 23.02.2013

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  Manchmal bedarf es erst einer Diskussion, damit ein uralter Umbau das Rampenlicht bekommt, das er verdient. Abbi Schwarz hatte seinen Mercedes LPS 2032-Tanksattelzug eigentlich nur mal kurz auf Andreas Kaluznys Basteltisch gezeigt – und prompt kamen Rufe nach mehr Bildern, so dass es in der letzten Woche in Abbis eigenem Thread einen Nachschlag gab. Das Modell ist natürlich mit neueren nicht ganz vergleichbar, aber die Idee zum Umbau der Wiking-Felgen für die doppelbereiften Achsen ist – zu Wikings Schande – auch Jahrzehnte später noch genauso aktuell und gut wie damals.

  Gleich noch so ein Uralt-Umbau kam von Ulrich Heyer, der ebenfalls im Thread eines anderen Bastlers – hier Carsten Schwarz – eine, wie er schreibt, "Modellbau-Sünde" zum Besten gab. So sündig ist der MAN F8 mit überlangem 15,50-m-Auflieger aber gar nicht; okay, das Vorbild war ein schamloser Gesetzeslücken-Ausnutzer, aber das Modell ist prima. Was nicht heißen soll, dass Carstens Modell, wenn es denn mal fertig ist, nicht auch prima wird – der Rezensent ist überzeugt davon und freut sich schon darauf, es dann auch hier zu zeigen! Aber die Frühwerke haben eben ihren ganz eigenen Reiz; sicher schlummern noch viele andere schicke Umbauten in den Schränken und Vitrinen der Forumsteilnehmer. Zeigt sie uns doch mal!

  Die hohe Schule der Modellbaukunst zeigt sich, wenn es klein wird und man zudem auf wenig Großserie zurückgreifen kann. Solcherart Erschwernissen unterliegen die Exponate von Oliver Servan, der mit seiner Phalanx aus selbst gestalteten Zweirädern der jüngeren Geschichte beweist, dass Modellbau in 1:87 nicht zwangsläufig auf vierrädrige Fahrzeuge begrenzt bleiben muss. Die Symbiose von Preiser, Herpa, Rasierpinseln, weiteren eigenen Ideen und Sekundenkleber ist perfekt gelungen.

  Weitaus weniger in die Trickkiste greifen musste Bernd Wiecken bei der Erstellung seines Modells. Er griff stattdessen in die Modellkiste eines großen Online-Auktionshauses, zog einen DAF LF von WSI heraus und machte aus dem im Aufdruck vorbildlosen LKW eines dieser unauffälligen Arbeitstiere, die man wegen ihrer neutralen Gestaltung in weiß mit Firmenlogos häufig schon gar nicht mehr wahrnimmt, welche aber doch so wichtig für unsere täglichen Bedürfnisse sind. Bernds Verteiler fährt unter der Flagge von DB Schenker und besticht eben nicht durch haufenweise Schmuck, sondern durch saubere Verarbeitung und seine schlichte Erscheinung. Auch die Modellwelt besteht eben nicht nur aus aufwändig gestalteten Showtrucks.

  Das beweist auch Michał Miękiszak mit seinen beiden Vierzigtonnern. Seine Modelle sind eine große Show, allerdings keine Showtrucks. Sowohl der Mercedes-Benz SK'94 als auch der Renault AE, heute besser bekannt als „Magnum", entstanden nach Vorbildern, die in östlichen Staaten zugelassen sind, sich aber häufig in den Westen bewegen. „East to West" lautet daher auch der Titel seines Themas, welches viele interessante Modelle versprechen dürfte. Die beiden genannten LKW begeistern durch behutsame und gleichwohl überzeugend umgesetzte Alterung und einen hohen Detaillierungsgrad. Die mit Bedacht gemachten Fotos auf einem kleinen Diorama tun ihr Übriges und lassen die Vorstellung der Modelle fast zu einer kleinen Reise in den Osten werden.


  Christian Rathmanner wartete ebenfalls mit zwei LKW auf. Wörtlich zu seinem Schwerlast-Thema „Ein GIVE kommt selten allein“ passend, erweiterte Christian seinen Miniatur-Fuhrpark um weitere Fahrzeuge nach Vorbildern des in dem dänischen Örtchen Give ansässigen Schwertransport-Spezialisten Give Sværgods, und er lädt im Mo87-Forum zum Rundgang um die neuen Sattelzüge mit Scania- und MAN-Zugmaschinen ein. Angesichts der erneut wundervoll realistischen Umsetzung gibt es jede Menge zu entdecken, und zwar nicht nur was Dinge wie Leuchten, Tafeln und Beschriftungen angeht, sondern darüber hinaus auch Details in Form von Decken, einer Klappleiter sowie dem Maschinenhaus einer Windenergieanlage des dänischen Hersteller Vestas. Solche Lastzüge beeindrucken zwar oft schon aufgrund ihrer schieren Größe, aber derart perfekt gestaltet, macht „lang und schwer“ noch mehr her.

  Lange und schwere Fahrzeuge gibt es selbstverständlich auch im Bereich der Personenkraftwagen. Markus W. Studer, ein wahrer Cadillac Man, hat unter dem Label United Collectors ein herrliches Modell eines Cadillac Fleetwood 75 der frühen siebziger Jahre geschaffen, das völlig zu Recht von Zeit zu Zeit in den Wochenberichten auftaucht. Diesmal war es an Uli Slovig, seine Interpretation des amerikanischen Dickschiffs vorzustellen. Neben der Slovig'schen makellosen Verarbeitung begeistert hier natürlich die prachtvolle Farbkombination – irgendwie schokoladig (und vielleicht deshalb auch so lecker). Wir bitten daher um Verständnis, dass wir den Lesern an dieser Stelle drei weitere Kolosse von Uli – nämlich für sein Afrika-Diorama toll in Szene gesetzte Flusspferde – vorenthalten, aber das Thema „Pferd“ ist augenblicklich einfach weniger appetitlich.

  Statt nach Afrika geht es daher nun irgendwo in die deutsche Provinz. Zugegeben, die ist selbstredend weitaus weniger aufregend und exotisch, aber das (Miniatur-)Leben muss ja nicht zwingend wild und abenteuerlich sein. Ruhe und Beschaulichkeit haben nun mal auch ihre unbestreitbaren Vorzüge, ebenso wie Bekanntes und Bewährtes. Markus Weinig erkannte auf Sebastian Ruhls Diorama jedenfalls die (Zitat) „alte Pola-Hütte“, die Sebastian als Bausatz einer Schlosserei einst in einem Set bei Aldi erstand. Das Gebäude steht zwar bereits seit einer Weile, aber nun wächst und gedeiht auch die Natur drumherum. Und gegen Ende Februar ist es doch sehr angenehm, schon mal ein schnee- und eisfreies Fleckchen zu sehen.

  Schnee- und Eisfreiheit scheinen Gerard Gielis hingegen kalt erwischt zu haben. Sein Land Rover Defender mit Raupenlaufwerken wäre nämlich wohl besser am Südpol aufgehoben als auf einer knochentrockenen Landstraße. Gerard hat den Landy von Busch, der bei der Mo87-Wahl der Modelle des Jahres 2012 in der Kategorie der PKW nach 1980 mit Abstand den größten Zuspruch erhielt, mit sogenannten Mattracks ausgestattet. Fokko van Calker bietet diese als 3D-Drucke in seinem Shapeways-Shop an, und als Vorbilder dienten ihm wohl Laufwerke, wie sie in der McMurdo-Forschungsstation in der Antarktis an Pickup-Trucks von Ford im Einsatz sind. Mit Blick auf seinen Defender könnte Gerard deshalb nun also auf eine Schneekatastrophe hoffen – oder aber er rüstet ihn einfach wieder auf konventionelle Räder zurück.


- Erik Meltzer, Andreas Kaluzny, Robert Schiller und Hermann Becker
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