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  Figuren sind in „unserem“ Maßstab auch ein wenig unterrepräsentiert. Michael Scheel nahm sich daher schon vor einiger Zeit dieses Themas an und zeigte uns die Entstehung von Wolverine. In der abgelaufenen Woche ging es allerdings nicht um Superhelden, sondern um Alltagsfiguren, die sich in gewisser Weise sportlich betätigen. Michael hat sich bei Shapeways diverse Skateboarder sowie einen Mann auf einem Segway Personal Transporter bestellt und diese 3D-Drucke teilweise schon farblich behandelt. Die bisherigen Ergebnisse sind beeindruckend.

  Ebenfalls beeindruckend ist das Ergebnis, das Uli Slovig präsentieren konnte. Auch er hat sich ja in letzter Zeit mit dem Thema Figuren beschäftigt, ist aber diesmal im Tierreich fündig geworden. Und als wenn das noch nicht genug wäre, nahm er sich ausgerechnet ziemlich kleine Tiere als Vorbild, nämlich Erdmännchen. Begonnen hatte er damit bereits im Oktober des letzten Jahres; da es Erdmännchen nicht gab, mussten Hasen und Eichhörnchen aus dem Kleintierset von Busch ihre Ohren bzw. Schweife abgeben, um als Erdmännchen einem neuen Leben auf dem Afrika-Diorama von Uli entgegenzugehen. Operationen gelungen, Patienten leben!

  Operation gelungen gilt auch für das aktuelle Modell von Paul Arens. Sein Patient war das Mercedes-Benz 600 Landaulet von Starmada, dem er eine sportlichere Note verleihen wollte. Dazu musste das stattliche Modell allerdings ein wenig Komfort einbüßen. Paul setzte die Flex an, trennte eine Sitzreihe heraus und verkürzte das Modell entsprechend. Ob Dr. Arens bei diesem Eingriff auch eine Krankenschwester zur Seite stand, um ihm den Schweiß abzutupfen, wissen wir allerdings nicht.

  Ob auch Andreas Kaluzny eine Flex zum Zersägen seiner Modelle nutzt und jemanden zum Abtupfen von Schweißtropfen benötigt, wissen wir ebenfalls nicht. Jedenfalls hat er seinen OP-Tisch in der letzten Woche wieder stark beansprucht. Von den neuen 4D-Modellen legte er sich die Langversionen des Bentley und des Rolls-Royce zu. Nach dem Abmessen der Modelle stellte er aber fest, dass sie, typisch für die 4D-Reihe, von den Maßen nicht ganz zu unserem Maßstab passen, da sie zu schmal sind. Das ist für Andreas jedoch kein Problem. Er zersägte also kurzerhand den Bentley der Länge nach und verbaute entsprechende Evergreen-Streifen, um auf die richtige Breite zu kommen. Anschließend wurden beide Hälften wieder miteinander verklebt. Und da Andreas zwar englische Nobelkarossen mag, jedoch nicht „die extra für China produzierten Stretch-Monster“, wurde das Modell kurz nach der ersten Operation schon einer weiteren unterzogen und auf normale Länge zurückgebaut. Auch hier überzeugen die bisherigen Ergebnisse.

  Nur operativ kann man anscheinend Philippe Langevin vom Basteltisch trennen. Fertige Modelle quer durch die Riege der Klein- und Kleinstserienhersteller präsentierte er uns in der vergangenen Woche. Sportwagen verschiedener Epochen mit zumeist italienischen Wurzeln begeisterten die Besucher des Mo87-Forums. Der von Philippe gewährte Blick auf seinen Basteltisch lässt erahnen, dass uns auch im neuen Jahr weitere Schmuckstücke erfreuen werden. Aus Frankreich kommen halt nicht nur guter Käse, Wein und Mode, sondern auch sehr schöne Modellautos.

  Mode, oder besser gesagt Modeschmuck, kann aber auch selber gebaut werden. Keine Sorge, wir haben den Schwerpunkt von Mo87 nicht verschoben. Markus Friede bastelte als Geschenk für seine Tochter Ohrstecker aus Herpa-Modellen. Dass diese nun nicht im Maßstab 1:87 gehalten sind, haben wir zur Kenntnis genommen. Die Idee an sich ist aber witzig und toll umgesetzt, sodass wir auch gerne im Wochenrückblick darüber berichten. Und wer weiß, vielleicht hat – im Gegensatz zu Markus' Tochter – irgendjemand ja auch so große Ohren, dass man 1:87er-Minis daran spazieren tragen könnte.

  Mario Höch wählte als Geschenk einen ollen, schmuddeligen Lastwagen, und zwar für seinen Arbeitskollegen, der mit eben einem solchen Fahrzeug seine Arbeit erledigt. Und da Mario auch eine entsprechende Miniatur für sich selbst haben wollte, mussten zunächst zwei kleine MAN M90 von Herpa besorgt werden. Aber wie könnte es anders sein – bei einem Modell war das Fahrgestell zu kurz, beim anderen zu lang, so dass einige Umbauarbeiten erforderlich wurden. Nach der Lackierung der beiden LKW ging's dann aber endlich an das vorbildgerechte Altern und Verschmutzen, belegt durch ein Foto des Originals.

  Blitzsauber hingegen ist die neue Zugmaschine von Björn Gräf. Als Herpa den Doriguzzi-Sattelzug ankündigte, war für Björn klar, dass der Scania R Topline in der seltenen „Black Amber“-Optik auch in seiner fiktiven Spedition eine gute Figur abgeben würde. Obschon ihm das Modell bereits direkt aus der Packung gut gefiel, fand Björn dennoch Bedarf für dessen Superung. Keine Frage – mit den verwendeten Anbauteilen und Decals, den gezielten Silberungen und den mit ein wenig Farbe überarbeiteten Felgen wirkt der schwarze Bernstein nun noch edler. Dass dies auch im Mo87-Forum zur Geltung kommt, ist nicht zuletzt auch Björns hervorragenden Fotos zu verdanken.

  Ohne Chrom und Metallic-Lack kurvt der Sattelzug von Michael Blass durch Frankreich. Klar, die Côte d'Azur ließe sich von den Pyrenäen aus natürlich viel direkter und schneller erreichen als ausgerechnet über die Zwischenstation Paris, aber vermutlich stellt die von Michael nach Vorbild erstellte Beschriftung auf dem Auflieger auch gar keine Reiseroute dar. Unter Verarbeitung von Evergreen-Profilen verfügt der Brekina-Standardkoffer am vorderen Ende nun über runde Ecken, und gezogen wird er von einem Saviem JM 240. Für diese Zugmaschine konnte Michael auf eine dieser besonderen Kabinen zurückgreifen, für die Peter Rings ein ausgeprägtes Händchen hat.

  Apropos la France … Allem Anschein nach arbeiten unsere westlichen Nachbarn im Akkord. Nicht nur Philippe Langevin wartete mit mehreren Modellen auf, sondern auch sein Landsmann Sylvain Le Stum, der sich vornehmlich älteren PKW aus den Vereinigten Staaten verschrieben hat. Sylvains Forenbeitrag beinhaltet sechzehn von etwa sechzig Modellen, die er der letzten Zeit fertigstellte. Wir zeigen an dieser Stelle exemplarisch vier dieser schönen Miniaturen, je eine von Superba (1958 Buick), Cutter Miniature Castings (1951 Frazer), Sylvan Scale Models (1949 Oldsmobile) und JMK (1957 Studebaker). Anders als Philippe gewährte Sylvain zwar keinen Ausblick auf künftige Arbeiten, aber vermutlich stehen auch bei ihm noch jede Menge Modelle auf dem Basteltisch Schlange.

  Was ist giftgrün und dennoch keine Viper. Genau, die Vette von Jens Röhle. Er beschränkte sich lediglich auf ein Modellfahrzeug nach US-amerikanischem Vorbild, aber auch dieses ist uns den zweiten Blick auf alle Fälle wert. Die Lackierung in auffälligem Grünmetallic mit schwarz abgesetztem Dach steht der Corvette C6 außerordentlich gut, was natürlich auch Jens' präziser und sauberer Arbeit zu verdanken ist. Das Modell mit den wunderbar passenden schwarzen Felgen könnte glatt aus der Großserie stammen, aber diese Corvette-Baureihe im H0-Maßstab ist Kurt Titzler und Markus Meier zu verdanken, deren (Vor-)Arbeit durch eine derart schöne Umsetzung geadelt wird.

  Welche Vorarbeit erfordern eigentlich die Modelle von Hartmut Zacher? Schließlich sorgt auch er immer wieder für PKW und Transporter, die es 87-fach verkleinert sonst nicht gibt. Jüngst ließ Hartmut einen kleinen Einblick in die Entstehungsphase einer neuen Miniatur zu, aber beim ersten Foto stellte sich unweigerlich die vielzitierte Frage: Ist das Kunst, oder kann das weg? Selbstverständlich ist es Kunst, genauer gesagt Modellbaukunst. Anders ist kaum zu erklären, wie aus dem Klotz, dessen Stufen einen vorsintflutlichen 3D-Druck suggerieren, wohl mit einer Art Bildhauerei am Ende ein kleiner Fiat Scudo wurde. Der lässt sich mit Decals von Paul Arens dekorieren, und schon gibt es wieder ein solches Brot-und Butter-Auto, das ohne Hartmut wohl keine Chance im kleinen Maßstab gehabt hätte.


- Thomas Leuchtmann, Michael Scheel und Hermann Becker

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