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Wochen-Rückblick 06.-19.02.2011

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  Volvos dicker SUV namens XC 90 ist beim Vorbild nicht jedermanns Sache und deswegen auch ein recht seltener Anblick im Straßenbild. Noch seltener ist er freilich im Modell, da es hier nur einen Kleinstserien-Bausatz von JMK gibt. Den hat Thomas Weber zu einem ansehnlichen Modell komplettiert, bei dessen Anblick man etwaige Ressentiments dem Vorbild gegenüber glatt zu vergessen imstande ist: toll ist er geworden, wie von beiden Erbauern nicht anders gewohnt!

  Der Rezensent hat bekanntlich eine Schwäche für Mauerblümchen, und so nimmt es nicht Wunder, dass auch Thomas Webers Jetta 1 in den Wochenbericht musste. Das gut abgehangene Wiking-Modell datiert aus Lebzeiten seines Vorbilds, aber mit etwas Farbe, schicken Felgen und einem Außenspiegel zeigt es einmal mehr, was in den klassischen Wikingern steckt, wenn eine kundige Hand es mit Geduld und Können herauszuholen kann. Man darf gespannt sein, wann Wiking auch bei diesem Modell es den Bastlern hier nachmacht und eine gesuperte Wiederauflage auf den Markt bringt.

  Pontiac Bonneville! Der Name klingt schon nach großer weiter Welt und guter alter Zeit. Markus Meier hat sich indes nicht damit begnügt, den JMK-Bausatz "einfach nur" zu montieren und zu lackieren, sondern er hat tatsächlich ein Coupé draus gebaut. Das ist bei diesem Vorbild wegen der extrem dünnen C-Säulen und entsprechend riesigen Scheiben kein Kinderspiel, und so brauchte er auch, wie im Basteltisch-Thread nachzulesen, zwei Anläufe. Die fertigen C-Säulen bestehen nun aus Lötzinn (!) und können absolut überzeugen. Da möchte man doch glatt unter dem Cinemascope-Heckfenster sitzen und in die Sterne kucken ... natürlich nicht alleine, Platz genug ist ja.

  "Der schönste Sport ist der Containertransport!" Gewagte Aussage, mit der Michael Wolf da seinen Präsentations-Thread überschrieben hat, aber die Modelle, die er darin zeigt, sind schon ein starkes Argument für ihre Richtigkeit. Sowohl der ältere Volvo FH als auch der typisch aufgebrezelte Scania "Street Judge" sind allein schon einen Blick wert, aber dem Rezensenten gefiel der DAF 95 XF denn noch noch besser: ein ganz normales Auto halt, in etwas unvorteilhaftem Hellblau, aber eben wie aus dem Leben. Fast meint man, der "Fliegende Holländer" wär schon mal auf der Autobahn an dem eigenen Lastzug vorbeigerauscht – denn dafür kennt man sie ja, die Containertransporteure: für ihren sportlichen Fahrstil. Und so bewahrheitet sich die Aussage aus der Überschrift dann doch.

  Wie aus dem Leben, allerdings aus einem früheren als dem des Rezensenten, steht auch Gerald Wittners Kiesbomber da. Der Krupp K960-Kipper mit dem wunderbar stimmig-unpassenden, da völlig anderes proportionierten Zweiachsanhänger macht deutlich, dass es hier nicht ums Gewinnen von Schönheitspreisen ging, sondern ums Geldverdienen. Beim Vorbild natürlich – und das Modell ist gerade deswegen ein höchst erfreulicher Anblick.


  Noch weiter zurück in der Zeit weist das neueste Werk von Hanns Widl: ein MAN F4 von 1936! Das Wespe-Bausatzmodell mußte ebenso wie das "Bierkastenmodell" des schweren Acht-Meter-Hängers allerdings etliche Verfeinerungen über sich ergehen lassen, besonders die Plane aus Alufolie und die feinen Trilex-Räder von Weinert wissen zu gefallen. Ein wenig Patinierung tut ein Übriges: die einfache Herkunft vermag man wirklich nicht mehr zu erkennen, und ganz nebenbei hat man dann auch noch gelernt, was ein MAN F4 ist. Applaus!

  Ein Thread fast ganz ohne Worte ist (bisher) das Debut von Henk van Olst in unserem Forum. Gleich zwölf sehr verschiedene Lastwagen zeigt er im Bild, und da dürfte wirklich für jeden Geschmack mindestens einer dabeisein. Dem Rezensenten bleibt nur zu hoffen, dass Henk noch mehr von sich lesen lassen wird ... es muß ja wahrlich nicht immer gleich so eine verbale Diarrhoe werden wie auch in diesem Wochenbericht wieder einmal, aber so ein paar Worte zum Modell und seinem (vermuteten) Vorbild wären schon ganz nett!

  Lastwagenschnitzen zum ersten: Ein hierzulande fast völlig unbekanntes Vorbild hat sich Peter Rings für seinen hochambitionierten Selbstbau ausgesucht: den Willème TG, eine französische Sattelzugmaschine aus den 70er Jahren. Sowas aus dem Nichts zu erschaffen ist schon an sich Wahnsinn, aber erst recht, wenn man sich die Qualität von Peters Modell ansieht – bis hin zum handmodellierten erhabenen Schriftzug an der Front! Dass es das Ding dann auch noch als Abguß zu bestellen gibt, ist dann die Krönung des Ganzen. Ganz großes Kino!

  Lastwagenschnitzen zum zweiten: Der Mercedes Zetros, ein schwerer Gelände-LKW neueren Datums, fasziniert einen Teil der Forengemeinde schon länger. Umso lautstarker die Ernüchterung, als das ersehnte Modell aus dem Hause Cursor, nun bei Herpa im Vertrieb, sich als etwas zu voluminös geraten entpuppte. Einer aber jammerte nicht, sondern griff zur Flex: Ralf Koch zeigte uns in einer mehrteiligen Serie, wie man aus dem überdimensionierten Modell ein korrektes bauen kann. Und damit nicht genug, auch reichlich Detailverbesserungen gibt es zu bestaunen und nachzufrokeln. Das macht die Fehler des käuflichen Modells nicht weniger ärgerlich, aber es motiviert wenigstens zum Basteln.

  Und Lastwagenschnitzen zum dritten: ein Lastwägelchen ist er zwar eigentlich nur, der kleine Kramer-Allrad von Ulrich Heyer, aber ein ausgesprochen knuffiges. Der "Möchtegern-Unimog" kann im Gegensatz zu seinem Vorbild aus Gaggenau aber immerhin mit einer richtig klassischen langen Motorhaube aufwarten, was ihm zusammen mit dem zugmaschinentypisch kurzen Radstand und der kleinen Hilfspritsche ganz eigene Proportionen verleiht. Mit der Behauptung, der Umbau aus Teilen von Brekina- und Wiking-Magirussen sei "relativ einfach" gewesen, stellt Ulrich sein Licht aber gehörig unter den Scheffel – Zeit für ein zusätzliches Spotlight in Form dieses Absatzes, wenn man so will.

  Zum klassischen Vorbild das klassische Modell: So könnte man Christof Fischers Thread zusammenfassen. Gießharzkabinen von Schmidt und MAN-Unterflur-Fahrgestelle von Wiking fanden sich vor vielen Jahren unter seinen Händen zu Büssing-Lastwagen aus den späten 60er Jahren zusammen, und auch heute noch machen die in ihrer typischen, etwas unbeholfenen Formensprache eine sehr charmante Figur. Natürlich kann sich die Detaillierung nicht mit aktuellen Supermodellen messen, aber begeistern können die ollen Laster trotzdem – eine tolle Mischung aus Exot und Mauerblümchen, und damit unbedingt eine Bereicherung im Forum!

  Nach vielen vielen feinen Nobelkarossen aus Kleinserienbausätzen, von denen jede eine Erwähnung im Wochenbericht mehr als wert wäre, überraschte uns Phillipe Langevin mit einem Ausreißer: einem Zündapp-Krad des Typs KS 750 mit Seitenwagen, entstanden aus einem Preiser-Bausatz und dekoriert als deutsches Armeekrad aus dem Zweiten Weltkrieg. Was erfreulicherweise nicht zu Verstimmungen führte, denn das Modell ist so oder so sehr ansehnlich geworden. Es lohnt eben, ab und an mal über den Tellerrand zu blicken.

  Über den großen Teich blicken wir auch gerne, diesmal zu Peter Allneider, der gleich zwei Wood-Chip-Trucks vorstellte. Die Auflieger (zwei pro Truck ... Amerika halt) entstanden aus Bausätzen von Decalprint. Ungewohnte Vorbilder fürs europäisch geschulte Auge, aber beeindruckend allemal ... und das gilt auch für die Modelle, denen man ihre Bausatz-Herkunft keinesfalls ansieht!


  Und last, but not least, schauen wir dann auch noch mal in die entgegengesetzte Himmelsrichtung, nämlich über den eisernen Vorhang (und zurück in eine Zeit, als es den noch gab): Piotr Kunath, besser erinnerlich als "Szifo", hat ja schon viele feine Ost-Modelle zum besten gegeben, und auch seine neuesten Werke werden den hohen Erwartungen wieder einmal gerecht. Wie immer sind es vor allem die hervorragenden Bilder auf dem toll gestalteten Foto-Diorama, das unsichtbar mit dem realen Hintergrund verschwimmt, die Piotrs Präsentation auszeichnen. Die ebenfalls wunderschönen Modelle werden da fast zum schmückenden Beiwerk. Großartige Modellbaukunst und ein würdiger Abschluß dieses überlangen Doppelwochenberichtes. Vielen Dank allen Lesern fürs Durchhalten!

– Erik Meltzer
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Update: 24.05.2021
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