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Wochen-Rückblick 21.11. - 27.11.2010

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Was für eine schöne, ruhige Woche. Im Forum hat die besinnliche Zeit wohl schon begonnen, so dachte ich zunächst. Auf den Basteltischen kann derzeit eigentlich auch kein Platz für Modellautos und Dioramen sein. Da müssen für die Mutti Holzfiguren geschnitzt, für den Papi Bier- und Schnapsgläser mundgeblasen und für die Kinder wärmende Pullover gehäkelt werden (es ist kalt geworden, nicht wahr?). Ich hatte aber eher den Verdacht, dass alle wie gebannt auf Google StreetView starren, denn diese besondere Form der Vorratsdatenspeicherung bietet ungeahnte Möglichkeiten. Manche wollen sich für ihre nächsten Dioramen inspirieren lassen und überlegen, wie verpixelte Häuser dreidimensional dargestellt werden können. Andere wiederum hoffen, dass sie für „Schöne, alte Autos – Schnappschüsse unterwegs“ selbst keine Fotos mehr machen müssen. Manche sehen sich die Plätze an, die sie nun aufgrund möglicher Anschlagsvorhaben meiden, andere suchen auf den Bildern gar nach herrenlosen Koffern (sorry, keine Chance, die wurden sämtlichst auf Antrag der Terroristen verpixelt). Schöne, neue Welt! Aber so kann man sich täuschen, denn spätestens am Donnerstag war es mit der Besinnlichkeit vorbei, als Herpas Opel Manta B kam, und zwar ohne Fuchsschwanz – ein unverzeihlicher Lapsus des Herstellers. Und dann kostet das Modell auch noch mehr als ein versichertes Paket – unglaublich! An dieser Stelle könnte ich allerdings irgendetwas durcheinander gebracht haben... Manche ficht all dies gar nicht an. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche und zeigen einfach ihre Modelle.

  Thomas Anic alias Artcar hat im Verlauf der letzten Wochen wieder einen LKW geöffnet. Diesmal betrafen die erforderlichen Arbeiten nicht nur die Haube, sondern auch die Türen. Aus diesem Grund sollte zudem der Innenraum detaillierter gestaltet werden. Ein ausführlicher Baubericht ermöglichte auch dem Ahnungslosen einen Einblick in den Aufwand, der betrieben werden muss, um am Ende ein erstklassiges Modell zeigen zu können. Für den Umbau der Volvo-Zugmaschine bedurfte es zweier Fahrerhäuser. Bei einem Fahrerhaus mussten Türen und Haube vorsichtig herausgetrennt werden, beim anderen die komplette Front. Der Innenraum wurde unter anderem mit Staufächern, einer Matratze, einem weichen Kissen sowie einer Kühltasche ausgestattet. Unglücklicherweise hatte Thomas die Kühltasche in seinem Arbeitseifer 'mal eben schnell auf dem Beifahrersitz abgestellt, was erstaunlicherweise für Diskussionsstoff sorgte. Nun aber ist der Volvo fertig, und Thomas gewährte uns einen ersten Blick auf das Ergebnis.

  Etwas Neues gab es auch bei der fiktiven Spedition von Peter Aschauer. Bekanntlich macht PA-Transporte Schwergewicht leicht, und hierbei helfen nun zwei mit unterschiedlichen Actros LH-Fahrerhäusern versehene Pritschenfahrzeuge, die jeweils über Kräne und herausziehbare Stützen verfügen. Bei den Pritschen handelt es sich um komplette Eigenbauten von Peter. Zudem zeigte er einen „kleinen Umbau“ eines New Holland Hubstaplers von Norev. Peter hat die vorderen Stützen funktionsfähig gemacht, so dass sie sich hochklappen und ausfahren lassen. Die Abstützungen sind nun ebenso beweglich wie die Hubgabel. Zum Verladen des Hubstaplers dient ein ebenfalls in den Farben von PA Transporte lackierter Hüffermann Plateauanhänger von DS-Design, der Peters Fuhrpark abrundet.

  Busanhänger waren für mich bislang die zahlreich im Forum vertretenen Fans dieser Fahrzeugart, mit der ich vergleichsweise wenig anfangen kann. Nun habe aber auch ich verstanden, dass der Begriff tatsächlich etwas anderes meint. Florian Jäger hat seinen im südöstlichen Dänemark angesiedelten Nahverkehr gleich mit zwei Busanhängern ausgestattet. Als Ausgangsbasis für seine Umbauten dienten jeweils Hess-Anhänger von MEK. Dabei ging es Florian insbesondere darum, funktionierende Lenkungen zu realisieren, und er hat dies so gut beschrieben, dass der Ahnungslose beruhigt zitieren kann. Für das erste Modell hat Florian eine Bodenplatte selbst zurecht geschnitzt und Lenkachsen von Herpas LKW-Anhängern darunter gebaut, welche kreuzweise mit Drahtstangen verbunden wurden. Diese Variante ist zwar fahrdynamisch zufriedenstellend, erscheint dem Erbauer jedoch etwas hochbeinig. Um beim zweiten Modell eine bessere Bauhöhe zu erreichen, wurde die Lenkung mit Teilen von Lego und mit Plastikröhrchen als Achshalter gebaut. Die Verwendung von Lego-Teilen finde ich in diesem Zusammenhang besonders sympathisch, denn dänischer geht es kaum. Klasse gemacht!

  Umfragen zufolge ist Grün bei uns derzeit en vogue. Dies gilt in gewissem Maße auch in Amerika, because over there almost everything's gone green – Green Technology, Green Engineers, even a Green President (okay, der ist eher schwarz/grün...). Christian Köhlen und seine Koehliman Works zeigen sich flexibel und können kurzfristig auf solche Strömungen reagieren. Grüne Technologie gibt es nun also auch hier in Form zweier Sattelzüge. Diesmal gehen ein Volvo VNL780 und ein Freightliner Columbia für die Firma Interstate Distributor Co. aus Tacoma im Bundesstaat Washington on the road. Diese Hauben-LKW sehen einfach faszinierend aus, der Freightliner Sattelzug zieht zudem noch einen dreiachsigen Hänger. Aber Christian kann die Farbe auch ganz schnell wieder wechseln. Mit einem bei den Koehliman Works restaurierten Chevrolet-Feuerwehr-Einsatzleitwagen von 1950 wurde schon mal der farbliche Hinweis auf die Modelle des Wochenendes gegeben. Nunmehr verließen rot leuchtende Volvo- und Peterbilt-Zugmaschinen samt weißen Aufliegern die Hallen. Ob die Arbeitsgeschwindigkeit der Koehliman Works wohl irgendwann die Gewerkschaft auf den Plan ruft?

  Apropos Grün – ginge es nach der reinen Farbenlehre, müsste das abgebildete Modell eigentlich aus der Manufaktur des „Dottore“ stammen. Aber dies ist ja meine Woche der Irrtümer, denn tatsächlich handelt es sich um eines von Kühlein's Exotic Cars. Die Vorlage des Modells heißt nüchtern Mercedes-Benz S73 AMG T-Modell, ist aber in mehrfacher Hinsicht exotisch: eine S-Klasse vom Typ W140 wurde zum Kombi umgebaut, quasi mit der Front des SEC-Coupés kombiniert und in zehnfacher Ausfertigung an den Sultan von Brunei geliefert. Gerüchten zufolge soll dieser Herr Eigentümer von rund 7000 Autos im Wert von etwa fünf Milliarden Dollar sein. Hassan al-Bolkiah (und dies sind nur zwei seiner über 20 Namen) macht also in 1:1, was manche von uns in 1:87 machen; allerdings kann sich der Sultan aus einer größeren Modellvielfalt bedienen und gibt dabei auch so manche Einzelanfertigung in Auftrag. Vielleicht sollte das Google-StreetView-Auto einmal durch die Hallen des Sultans fahren, damit wir uns dessen Schätze ansehen können. Oliver Kühlein musste seinen Modellfuhrpark etwas verkleinern, um dieses spezielle T-Modell zu realisieren. Nach dem Motto „aus Drei mach Eins“ wurden drei Herpa-Modelle (W140, C140, S210) zersägt, um ein Sultan-Auto zu ergeben. Oliver hat die einzelnen Bauschritte im Forum ausführlich beschrieben. Bei der Farbwahl gab er sich dann wenig Sultan-like: nicht nur die Lackierung ist sehr auffällig, das Interieur wird zudem aus einer Mischung aus krassgrünem Leder und quietschgelben Teppichen geprägt.

  Andere Herrscher, andere Hobbys. Al-Haj Nawab Sir Hafiz Muhammad Hamidu'llah Khan Bahadur - nanu... nicht bekannt?! Der Mann war von 1926 bis 1947 der letzte Regent des Fürstenstaates Bhopal in Britisch-Indien, und er ging mit einem Bentley auf Löwenjagd. Es handelte sich dabei um einen Bentley 6 1/2 Litre mit sechs Zylindern und einer von dem Unternehmen Thrupp & Maberly speziell für die Bedürfnisse des Nawab gestalteten Karosserie, wie „The Motor“ im September 1926 zu berichten wusste. Wichtig waren dabei Halterungen für Gewehre, Pistolen und Munition. Unter den insgesamt elf Lampen befinden sich zudem mehrere Suchscheinwerfer, denn bei Nacht sind schließlich alle Katzen grau. Dieses Fahrzeug ist der Exot unter den Exoten, die Gregor Christoph Mager in den letzten Tagen in einem wahren Modellfeuerwerk präsentierte. Es handelt sich dabei um sehr detailverliebte Eigenbauten, und so fehlen auch beim Modell des Bentley die Suchscheinwerfer und Gewehre nicht. Gegen das fürstlich ausgestattete Original hatte der König der Tiere selbstredend keine Chance. Heute kann man dagegen mit einem Bentley allenfalls noch kleine Peugeots vor sich herjagen. Die Zeiten haben sich eben geändert, auch für Bhopal. Der Fürstenstaat ging einige Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens in dem Bundesstaat Madhya Pradesh auf, dessen Hauptstadt Bhopal 1984 durch den katastrophalen Giftgasunfall im Chemiewerk von Union Carbide traurige Berühmtheit erlangte.

  Der VW Golf Country würde sich eventuell auch für die Löwenjagd eignen. Aber das vorne am Fahrzeug angebrachte Gestell nennt sich nun einmal Kuhfänger, und diesem Zweck folgend könnten mit diesem speziellen Golf beispielsweise im Flachland die Schwarzbunten über die Weide getrieben werden (Brumm, Muuh, Rumms, Gulasch). Dies ergäbe bestimmt ein hübsches Diorama. Das Modell von Christoph Schiefelbein macht selbstverständlich auch ohne Diorama eine gute Figur. Ausnahmsweise wurde im Forum also ein Golf II nicht tiefer-, sondern höhergelegt, um Stock, Stein und Kuhfladen mühelos zu überwinden. Christoph hat für Kuhfänger und Distanzrahmen Kupferdrähte gelötet, was das Zeug hielt, und dabei das urige, hochbeinige Erscheinungsbild des Originals sehr gut getroffen. Vor rund zwanzig Jahren, also zum Ende der Produktionszeit des Golf II, lieferte Volkswagen vormontierte Golf Syncro nach Graz zu Steyr, wo sie zu Golf Country umgebaut wurden. Damals galt das Modell durchaus als Flop, aber heute erscheint es beinahe wie ein archaischer Vorläufer der beliebten Fahrzeuggattung SUV, der „sehr unnöseligen Vehikel“.

  und   Den Modellen von Jens Müller wird im Forum immer wieder alle Ehre gemacht. Nun hat sich Markus Meier eines '58er Cadillac Sixty Special von JMK angenommen. Auch wenn schwarzer Lack hervorragend zu chrombeladenen Straßenkreuzern passt, so müssen solche Gondeln eben nicht immer Trauer tragen. In blassem Blaulila (so würde ich die Farbe hier einmal deuten) kann sich der Caddy also auch sehen lassen. Die rote Inneneinrichtung setzt dabei einen kräftigen Kontrast. Dass dieses imposante Gefährt dabei neben so einer unsäglichen „Pimp“-Werkstatt steht, sei verziehen, denn das Modell ist allemal schön in Szene gesetzt. In besagter Werkstatt wird übrigens an einem roten '64er Pontiac GTO gearbeitet, der auf Basis eines durchsichtigen Vollgussbausatzes von Williams Bros. entstanden ist. Und siehe da, es dauerte nur wenige Stunden, da gab es bei Markus Backhaus einen solchen GTO in blaumetallic mit weißem Interieur zu sehen.

  Es scheint beinahe so, als befänden sich auf Philippe Langevins Basteltisch ähnlich viele Bausätze wie Autos in den Garagen des Sultans. Zumindest kam deshalb zwischen verschiedenen Forenmitgliedern ein interessanter Austausch über alte Bausätze von Danhausen in Gang. Fast ein wenig zu unauffällig präsentierte Philippe nebenbei ein High Tech Modell, und so etwas erscheint mir im Forum noch seltener als zwei GTOs am selben Tag. Philippe legte bei der Fertigung des Weißmetall-Bausatzes dieses wunderschönen Mercedes-Benz 300 SLR wieder die für ihn typische Perfektion an den Tag. Vom Vorbild, dem so genannten Uhlenhaut Coupé, entstanden lediglich zwei Modelle, die sich beide in der Sammlung der Daimler AG befinden. Gut zu wissen, dass der Sultan von Brunei sich also nicht alles unter den Nagel reißen kann.

  und   Lag es an den teils aufgeheizten Diskussionen, dass nun auch im Forum eine erhöhte Polizeipräsenz spürbar wurde, oder ist dies doch eher auf die allgemeine angebliche (Un-)Sicherheitslage zurückzuführen? Cedric Cuttelod zeigte mit VW Golf Variant, Skoda Octavia Combi und Fiat Ducato gleich drei Fahrzeuge der Kantonspolizei Genf, wobei der Ducato sehr interessant vergittert erscheint. Ein entsprechendes Vorbildfoto habe ich zwar nicht finden können, aber bereits in 2009 präsentierte Cedric ein vergleichbares Fahrzeug der Kantonspolizei Vaud. Für die Zugehörigkeit der weißen Modelle zur Genfer Polizei bedurfte es entsprechender Decals, zudem hat Cedric bei den PKW die Scheibenrahmen geschwärzt. Auch Christian Haegele zeigte einen vergitterten Gruppenkraftwagen, eine sogenannte „Berliner Wanne“ auf Basis des Mercedes T2 in der Farbgebung weiß/blau. Für dieses Modell wurden die hinteren Fenster, die Hecktür und die Dachluke eingearbeitet. Nach der Umlackierung wurde der GruKW mit blauer Folie versehen sowie die Fenster und der Kühlergrill vergittert. Vielleicht gelingt es mittels dieses verstärkten Einsatzes der Polizei, die Zahl möglicher Anschlagsziele im Forum zu verringern. Es ist aber zu befürchten, dass die Terrorgefahr wieder wächst, wenn Herpa sein nächstes Neuheitenpaket ankündigt...

– Hermann Becker
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Update: 24.05.2021
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