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Wochen-Rückblick 27.03. - 02.04.2011

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„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“. 1829 erkannte Eduard Möricke: Er ist's! Aber wie erkennt unsereiner den Frühling, wenn sich die entsprechenden Gefühle nicht mehr einstellen wollen? Nun, normalerweise steht Ostern kurz vor der Tür, nicht aber in diesem Jahr. Okay, die Beine fangen an zu jucken, aber das tun sie auch beim Übergang vom Herbst in den Winter, also bietet dies keine Gewissheit. Besser eignet sich da schon die Tatsache, dass die Uhren mal wieder eine Stunde vorgestellt wurden – super, dann ist es jetzt also Fünf vor Eins, welche Erleichterung. Nein, es gibt nur ein untrügliches Zeichen, dass Frühling ist: Die Beitragsdichte im Mo87-Forum nimmt dramatisch ab. Administratoren und Moderatoren können endlich einmal durchatmen, denn es scheint tatsächlich jede Menge Forenmitglieder zu geben, die bei schönem Wetter lieber draußen sind, als sich in ihrem Lieblingsforum aufzuhalten. Unbegreiflich! Zum Glück gibt es die Unentwegten, denen schöne Modelle wichtiger sind als ein bisschen Farbe im Gesicht. „Draußen“ kann man schließlich auch 87-fach verkleinert haben...

  Aaaah... Frühling! Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, also 'rein ins Cabrio und 'raus zum Bootshafen. Ausspannen, abschalten, die Beine und die Seele baumeln, sein Geld für sich arbeiten und die Kernschmelze in Japan einfach mal Kernschmelze sein lassen. Ist das Leben nicht schön? In der Miniaturwelt von Paul Arens schon. Dort sind das Boot von MasterCraft und das Cabriolet von Porsche sogar farblich aufeinander abgestimmt in Sepia-Metallic (NSU) lackiert und mit weinrotem Interieur ausgestattet. Ohne Kinder sind solche materiellen Werte ja durchaus erreichbar, und so lässt das Ehepaar Preiser wenigstens die Töle ... pardon... die nette Promenadenmischung mit an Bord. Ach, geliebte Dekadenz! In einem früheren Beitrag der vergangenen Woche sind übrigens nicht weniger als zehn Boote, ein Jetski sowie ein Gallardo Spyder, ein R8 Spyder und ein Aston Martin Rapide zu sehen. Zugegeben, aus mir spricht der blanke Neid, aber in dieser massiven Form bekommt der Luxus dann doch etwas Gewöhnliches. Nie gewöhnlich sind allerdings die Modelle von Paul. Er hat ja nun schon einige Boote und Porsche Cabriolets gebaut, aber die fertigen Modelle sind ein ums andere Mal wieder ausgesprochen faszinierend.


  Frühling bedeutet natürlich auch Vogelgezwitscher, aber das lässt sich mit dem sonoren Blubbern des V8 eines Shelby GT500 locker übertönen, auch wenn dieser es mit dem Sound klassischer Big Block-Motoren selbstverständlich nicht aufnehmen kann. Aber während meine Ricko-Mustangs unverändert kleinrädrig und dabei doch seltsam hochbeinig aussehen, steht dieses schwarze Exemplar geduckt und satt auf der Straße. Beim Original kümmert sich Fords Special Vehicle Team (SVT) darum, aus einem Mustang einen Shelby GT500 zu machen. Im kleinen Maßstab präsentiert Paul Arens ein weiteres Beispiel seiner Modellbaukunst. Die Decals kommen den interessierten Forenbesuchern bekannt vor, gab es sie doch schon auf einem Modell von Markus Meier zu sehen. Nun zeigt Paul sie auf einer eigenen Arbeit. Das Mustang Coupé wurde tiefergelegt und mit einem Radsatz des SLS AMG von Herpa versehen. Diese Räder passen schon deshalb gut, weil sie den Originalfelgen der 2010er-Ausgabe des GT500 recht ähnlich sehen. Die hochglänzende, schwarze Lackierung sieht fantastisch aus, bietet den Vögeln allerdings – frei nach dem Motto „Sehen statt Hören“ – eine ideale Angriffsfläche für ihre aggressive Rache. Frühling eben – er ist's tatsächlich.

  Und dann wird es höchste Zeit für den Reifenwechsel. Allgemein wird zwar gesagt, die Winterreifen sollen von Oktober bis Ostern aufgezogen bleiben, aber in diesem Jahr ist Ostern wirklich arg spät. Also machen wir kein Dogma daraus und wechseln jetzt, so wie Thorsten Simon. Bei seinem schwarzen, zweitürigen VW Polo von Herpa bleiben die Fünf-Speichen-Alus namens „Boavista“ – bei Herpa inzwischen zur Volkswagen Standard-Felge avanciert – auf den Winterreifen. Die Sommerreifen sind hingegen mit coolen Zehn-Speichen-Felgen aus dem Tuning-Zubehör bestückt. Tuning bedeutet im verkleinerten Fall, dass die Optik der Felgen eines Herpa-Porsche 996 targa dem Aussehen der betreffenden Vorbilder angenähert werden musste. Die Räder wurden daher zunächst komplett in mattem Schwarz lackiert und die Felgenfront im Anschluss wiederum mit Chromlack versehen. Die beigefarbene Inneneinrichtung des Herpa-Modells wurde ebenfalls mattschwarz lackiert, die hinteren Fenster mit Folie abgedunkelt, das Endrohr gesilbert und die Rückfahrscheinwerfer mit schmalen silbernen Streifen dargestellt. Derart gut gerüstet macht dieser Polo nicht nur im Frühling, sondern auch im Sommer und im Herbst eine gute Figur.


  So weit ist es also nun schon gekommen. Jetzt zeigen wir hier im Wochenbericht schon unverbaute Einzelteile. Und zwanzig Einzelteile ergeben dabei nicht einmal notwendigerweise ein Herpa-High Tech-Modell. „Die Kelloggs Herausforderung“ hätte ein schönes Off Topic-Thema sein können, in dem einzelne Forenmitglieder beschreiben, welche Überwindung es sie kostet, so etwas Widerliches wie Corn Flakes zu essen. Tatsächlich scheint es jedoch, als habe nun auch Holger Hanke eine Art virtuellen Basteltisch im Forum. Dieser Bentley LeMans von 1927 (hätten Sie's gewusst?) entstammt einer Serie von steckbaren Modellen, die in den Siebziger Jahren unter dem Namen AURORA Snap-A-Roos vertrieben wurden. Einzelne dieser Modelle dienten wohl auch als Lockmittel zum Kauf von Kellogg's-Produkten, und dann macht die von Holger gewählte Überschrift durchaus Sinn. Laut AURORA-Packungsaufdruck wird für die Modelle dieser Serie kein Klebstoff benötigt, dafür verfügen sie über bewegliche Teile, eine Super-Detaillierung, und sie sind für Bastler ab sechs Jahren aufwärts (!) geeignet. Diese Voraussetzung erfüllt Holger locker, und wir werden mit großem Interesse verfolgen, wie er aus billigem blauen Plastik ein Modell in Starmada-Qualität zaubern wird.

  Hätte Holger seine „Kelloggs Herausforderung“ nicht am Donnerstag, sondern nur einen Tag später präsentiert, wäre sie als vermeintlicher Aprilscherz womöglich gar nicht ernst genommen worden. Diese Sorge brauchen wir jedoch nicht zu haben. Am klassischen Hanketag zeigte Holger – übrigens auch völlig scherzfrei – mit dem 1931er DKW Front FA 600 Cabrio 2/1 Sitzer, kurz DKW F1 genannt, zudem ein richtiges Modell. Der auf den Fotos abgebildete Herr wirkt zwar ein wenig so, als ob der Alm-Öhi in die große Stadt gefahren ist, um die Heidi zu besuchen. Wir befinden uns jedoch nicht in Frankfurt, sondern in Chemnitz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrieb der Däne Jørgen Skafte Rasmussen hier ein Verkaufsbüro für seine in einer Fabrik in Zschopau hergestellten Produkte, unter anderem Zubehör für Dampfmaschinen. 1916 begann er mit der (letztlich erfolglosen) Entwicklung eines Dampfkraftwagens. Lediglich die als Warenzeichen geschützten drei Buchstaben DKW zeugen noch davon. Der DKW F1 war ab 1931 neben dem Stoewer V5 aus Stettin eines der ersten serienmäßig hergestellten Fahrzeuge mit Frontantrieb, von dem sich die Bezeichnung „Front“ ableitet. Holger ist ja immer recht bescheiden und will auch das Saller-Modell wieder nur „geringfügig aufgehübscht“ haben. Die Wirkung ist jedoch erneut enorm. Das Modell erhielt Rückspiegel, Scheibenwischer, Zierleisten und ein Kennzeichen von der "Kreishauptmannschaft Chemnitz". Und nett formuliert verriet Holger zudem, dass die größte Änderung die Verkleinerung des Kühlergrills war. „Geringfügig aufgehübscht“ – nee, ist klar!


  Der Frühling mag so manchen vor die Tür gelockt haben, Thomas Weber offenbar aber nicht. Seine Fotos der abgelaufenen Woche suggerieren sogar, dass er nicht einmal die Vorhänge zur Seite geschoben hat. Dafür war er allerdings enorm fleißig, und so gab es bei seinen Kleinserienschätzen eine Woche voller Studebaker. Das 1951er-Modell Champion gibt es bei es Sylvan Scale Models in fünf verschiedenen Varianten als Bausätze. Vier dieser „Bullet Nose“-Modelle hat Thomas in hübsche Modelle verwandelt. Neben dem viertürigen Sedan gab es zwei verschiedene Coupés sowie ein Cabriolet zu sehen. Wie es sich eigentlich auch gehört, lässt sich Letzteres sowohl offen als auch geschlossen präsentieren. Der Frühling ist schließlich kein Garant für gutes Wetter. Schöne Modelle, und daher hat der Berichterstatter sich erlaubt, jene Bilder, die den Eindruck machen, als seien sie während eines Sahara-Sandsturms entstanden, farblich ein wenig zu überarbeiten. Nichts für ungut.

  Wie bekomme ich nun noch ein paar LKW sowie die Farbkombination der Woche – egal welche Reihenfolge man dabei bevorzugt (gell, Ihr Schwaben und Pfälzer) – in diesem Bericht untergebracht? In einer Woche, in welcher der Besuch des Forums dem Besuch eines Gourmet-Restaurants gleicht (sprich: wenig auf dem Teller, aber dafür von ausgesuchter Qualität), ist selbstverständlich auf Slovig und die Koehliman Works Verlass. Uli Slovig hat sich eines Herpa/Promotex-Modells des Mack CH 613 mit Kippauflieger der Firma "T-Wrecks" angenommen. Bei der Zugmaschine hat er Details wie Fensterrahmen, Inneneinrichtung und Leuchten herausgearbeitet, den Auflieger mit Schotter beladen und den Zug mittels Airbrush fachgerecht verschmutzt. „T-Wrecks“ – was für ein schönes Wortspiel bei einer Firma, die ausgestorben erscheint. Mir ist es bei einer kurzen Internet-Recherche jedenfalls nicht gelungen, eine solche Firma mit einem entsprechenden Original-LKW ausfindig zu machen (ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren). Vielleicht werden „Demolition Specialists“ gar nicht mehr benötigt...

  ...im Gegensatz zu Spezialisten für Kühlung? Die Spedition C.R. England ist inzwischen die größte Kühlspedition der USA. Seit über 90 Jahren besteht ihr Geschäft aus dem Transport temperaturanfälliger Güter. Keine Sorge, Brennstäbe sind nicht gemeint, es geht dabei eher um Naturprodukte wie Obst und Milch. Die Firma rühmt sich, über die besten Trucks und Kühlauflieger zu verfügen. Damit ist klar – diese stammen aus den Koehliman Works. Neben einem Kenworth T600B von Ertl präsentierte Christian Köhlen eine imposante Zugmaschine vom Typ Freightliner Coronado. Das Siku-Modell bedurfte allerdings einer kleinen Überarbeitung (Scheinwerfer, Windleitbleche hinter dem Sleeper). Bei den Aufliegern handelt es sich jeweils um Bausätze von A-Line, die vorbildgerecht lackiert und beschriftet wurden.

  Ach ja, Frühling... aber der währt ja nicht ewig. Der Herbst kommt schneller, als man denkt. Es scheint, als habe dieses Exemplar eines Porsche 911 seine besten Zeiten bereits hinter sich. How low can you go? Der Fachmann für die Beantwortung dieser Frage heißt Tobias Hartmann, und er wird nicht müde, die Grenzen auf der nach unten geschlossenen Tieferlegungsskala auszuloten. Waren es zuletzt Schrumpfschläuche. welche die Fahrzeuge der Straße noch ein Stückchen näher brachten, so scheint die Lösung im nächsten Schritt nun „überhaupt keine Reifen“ zu lauten. Die Rolleigenschaften sind damit natürlich endgültig dahin, und es greift eine der letzten Gewissheiten: Wer rastet, der rostet. Tobias hat zwei Kotflügel mit dem Dremel bearbeitet, mit selbstklebender Alufolie bezogen, eingedrückt, danach mattschwarz bepinselt und teilweise wieder abgeschliffen. Ergänzt um all die Rostspuren sieht das Ergebnis erschreckend realistisch aus. Und machen wir uns nichts vor – dieses Schicksal wird dem in Sepia-Metallic lackierten 997 Cabriolet kaum erspart bleiben, und zwar spätestens, wenn es in wenigen Jahrzehnten entweder keine fossilen Brennstoffe oder keine passenden Steuergeräte mehr gibt. Aber den Frühling wird es dann immer noch geben, und ich werde mir seiner auch dann erst bewusst werden, wenn die Beitragszahl im Forum wieder dramatisch sinkt.

 Nachtrag – denn manchmal vernebelt der Frühling die Sinne. Der Bericht war schon abgeliefert, doch im Schlaf kam die Erkenntnis, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Stimmt leider, doch der geniale kleine Nachbau eines großen Motors darf hier keinesfalls unerwähnt bleiben. Schon vor geraumer Zeit wurde im Wochenbericht auf Thomas Lehndorffs Bau eines Kenworth 884C hingewiesen. Vieles an diesem Projekt entsteht „from scratch“, also im Eigenbau. Dies gilt auch für den Motor. Nun hat Thomas das Herz für seinen robusten LKW fertiggestellt, wenn auch noch nicht lackiert. Es handelt sich um einen Zwölfzylinder von Cummins mit der Bezeichnung VT1710. Auf dem Foto von Thomas ist das kleine Meisterwerk natürlich um ein Vielfaches vergrößert dargestellt. Für den Berichterstatter ist daher kaum nachvollziehbar, dass solch eine Miniatur tatsächlich so detailliert gebaut werden kann. Thomas hat seine fünf Sinne offenbar zusammen. Große Klasse!

– Hermann Becker
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Update: 24.05.2021
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