Das Modellautojahr 2014 steht für überraschende Kontinuität in anhaltend schwierigen Zeiten: Dass Produktion und Entwicklung teurer werden und die verkauften Stückzahlen sinken, gilt schon einige Jahre. Hinzu kommen immer anspruchsvollere Lizenzverträge – gar nicht unbedingt hinsichtlich der Gebühren, sondern mehr und mehr wegen strenger Auflagen etwa in Sachen exakter Vorbildfarben, genehmigter Dekorationsvarianten oder verpflichtender Veredelung durch Drucke und Verchromungen; der genauen Dokumentation der produzierten und verkauften Stückzahlen auf verschiedenste Art (man denke an die Hologramm-Sticker von Mercedes); der Anforderungen an interne Prozesse und Sicherheitsfragen und so weiter und so fort. Das Murren in der Branche wird lauter. Gleich mehrfach war im zurückliegenden Jahr zu vernehmen, dass man nichts gegen die kostenpflichtige Lizenzierung an sich habe und zu zahlen bereit sei (trotz des Urteils im Verfahren Opel vs. Autec, das das gelebte Lizenzmodell doch eigentlich kräftig hätte durchschütteln müssen – auch vier Jahre nach dem BGH-Richterspruch ist davon wenig zu sehen). Doch die komplexen Vertragswerke strangulierten die Modellhersteller immer mehr und verursachten erhebliche Kosten weit über die reine Lizenzzahlung hinaus, lautet die verbreitete Klage.

Was sich meist hinter den Kulissen abspielt, wurde bei Rietze halb-öffentlich: Die Lizenzvereinbarung mit Volkswagen lief im Sommer aus, so dass etwa T5, Crafter, Caddy und selbst der ganz neue Golf VII aus dem Programm fielen; fortan fokussiert Rietze sich auf lizenzfreie Vorbilder wie die Magirus MK Feuerwehren oder die VÖV II-Standardbusse. Das reduziert die Anbieter moderner PKW auf Herpa (so viele PKW-Formneuheiten wie lange nicht dank Industrieaufträgen von Audi, Volkswagen und Mercedes), Schuco (die Fürther zeigen, was in Metall im kleinen Maßstab geht – und zeigen mit neuem Team auch neuen Enthusiasmus), Busch (für Mercedes in allerlei Feldern aktiv, vom winzigen Smart bis zum schweren Unimog) – und Minichamps.

Richtig gelesen. Denn in der Tat gibt es Neueinsteiger in den Maßstab 1:87. Dazu gehört neben der Aachener 1:43-Größe, die im Dezember ihre ersten Sportwagen in Resin-Kleinserie im kleinen Maßstab auslieferte und damit nach beinahe 20 Jahren Pause wieder in H0 aktiv wurde, auch REE Modèles aus Frankreich. Der Modellbahnhersteller überraschte mit Panhard-LKW detailverliebter Machart in Kunststoff-Großserie und verspricht für die Zukunft weitere Nutzfahrzeuge nach heimischem Vorbild. Nach Artitec im Vorjahr und Minichamps in 2014 ist das der dritte Hoffnungsschimmer in kürzester Zeit, dass sich nämlich neue Namen an Modellautos im Modellbahnmaßstab wagen und der Krisenstimmung ein Schnippchen schlagen. Wir lieben diesen Mut – und den damit einhergehenden Qualitätsanspruch. Mit Heico/Hornby kündigt sich bereits der nächste neue Spieler an, mit ausweislich der ersten Muster durchaus vergleichbarem Ansatz.

Doch es gab auch Verluste zu verzeichnen. Bub strich alle ausstehenden Formeuheiten und dürfte mit Ford Fiesta und VW Variant die letzten Lebenszeichen gegeben haben; Neo – unter gleicher Eigentümerschaft – setzt in 1:87 die Achterbahnfahrt aus "kommt, kommt nicht, kommt, gestrichen, überraschend doch erschienen" fort: Nach fulminantem (Neu-)Start in der ersten Jahreshälfte mit vier lieferbaren Formneuheiten wurde es still um die Kleinserienmarke; in Nürnberg bereits gezeigte seriennahe Muster gingen bislang nicht in Produktion; ihr Erscheinen scheint derzeit nicht prognostizierbar.

Und die Traditionsmarke Wiking? Lässt sich nicht beirren, macht ihr Ding und fährt mit den unvereinbar scheinenden Parallelwelten aus Wiederauflagen aus teils 50 Jahre alten Formen, präzisen Neuentwicklungen vielfältiger Art (vom PKW-Youngtimer bis zum brandneuen Feuerwehr-LKW) teils aus chinesicher Fertigung sowie Landwirtschaft in 1:32 offensichtlich sehr gut – und das nach 78 Jahren. Das macht doch Mut für die Zukunft des Sammler- und Modellbaumaßstabs 1:87, den Mo87 auch künftig engagiert begleiten wird.

Es bleibt uns, allen unseren Lesern fröhliche Weihnachten, besinnliche Feiertage, etwas Abstand von der Hektik des Alltags und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen! – Das Mo87-Team

Foto: Preiser