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Wochen-Rückblick 18.11. - 24.11.2012

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  Wer hätte gedacht, dass die Geschichte der Koehliman Works derart weit zurückreicht. Scheinbar lieferte die Fabrik bereits Fahrzeuge aus, bevor Automobile so richtig laufen lernten. So wie im Jahr 1890, als eine gerade fertiggestellte Feuerwehrleiter sofort zum ersten Einsatz ausrücken konnte. Okay, man musste noch einige Pferde davorspannen, aber dann gab es für den Zweier mit Steuermann kein Halten mehr. Während die Jungs vorne die Gäule in die richtige Richtung trieben, oblag es dem Tillerman, den Leiterwagen dabei in der Spur zu halten, und so ähnlich funktioniert dies mit den klassischen US-Feuerwehr-Sattelzügen im motorisierten Zeitalter immer noch. Christian Koehlen, der Firmenchef der Company (in wievielter Generation eigentlich?), präsentiert Pferde und Wagen auf den Bildern im Mo87-Forum toprestauriert in leuchtenden Farben, und auf Veranstaltungen heimst er mit dem Gespann auch gerne mal mal einen ersten Preis ein.

  Trotz erheblicher Länge benötigt das Vorbild von Kurt Hofmeyers jüngstem Truck keinen Tillerman, und in Form einer Paccar-Maschine finden bis zu 485 Pferde Platz unter der Haube des Kenworth T660. Bevor dessen Nachbildung von Trucks N' Stuff mitsamt 53 ft-Trailer im kleinen Maßstab mit Decals von DecalPrint für die kanadische Spedition Bison und deren Tochterfirma Glenncoe auf Transportfahrt gehen konnte, bedurfte es jedoch einiger Bastelarbeiten. Kurts fachmännischem Auge war nämlich nicht entgangen, dass die A-Säulen des Metallmodells viel zu breit, der Grill zu rechteckig und die Haube zu steil abfallend gestaltet sind. Zudem gehören die Positionsleuchten nicht auf das Dach des Führerhauses, sondern auf dessen Sonnenblende. Angesichts der erforderlichen Eingriffe entschied Kurt sich, die Kabine für den Umbau zwecks leichterer Bearbeitung in Resin abzugießen, und am Ende sparte er natürlich auch nicht mit zahlreichen feinen Details.

  Den ein oder anderen US-Truck werden auch die drei Brennstoffzellen B-Klassen gesehen haben, die Mercedes-Benz im vergangenen Jahr in 125 Tagen um die Welt schickte. Es ist schon seltsam, dass es keine Modellumsetzung der werbewirksamen grellgrünen Fahrzeuge gibt - zumindest bis jetzt! Thomas Walter ergriff vergangene Woche selbst die Initiative und steckte eine B-Klasse von Herpa in das grüne Farbkleid. Die vielen Werbebeschriftungen des Vorbildes trägt natürlich auch das Modell in Form von Decals. Die kleine B-Klasse macht klar, es ist nicht nur seltsam, dass eine Umsetzung in größerer Stückzahl nicht erfolgt ist, es ist auch schade...

  Rund um den Globus dürfte es auch für den MAN-Rallye-Truck gehen, wenn er von Mario Höchs fiktivem Rennteam bei diversen fiktiven Rallyes eingesetzt wird. Die Reisekasse scheint jedenfalls ausreichend gefüllt, denn Mario konnte (selbstverständlich ebenfalls fiktiv) einige potente Sponsoren an Land ziehen. Wir rätseln zwar noch, wie er es wohl geschafft haben mag, Didi Mateschitz zu überreden, seine Rallye-Einsätze zu unterstützen, aber der rote Bulle verleiht eben nicht nur Flügel, sondern verdrängt bei Bedarf auch Sandkörner. Sodexo ist da schon ein offensichtlicherer Partner, denn Mario kann dem Schul-Caterer die Erdbeeren direkt aus der Wüste Gobi mitbringen. Aber natürlich fällt ein solcher Renntruck trotz fiktiver Sponsorgelder nicht einfach vom Himmel. Marios Beitrag im Mo87-Forum bietet daher Aufklärung, wie aus einem gewöhnlichen TGS Baukipper ein erstklassiges Rallye-Fahrzeug wird.

  Erstklassige Lastkraftwagen bietet in loser Folge auch Thomas Anic auf. Wenn er nicht gerade an der Erweiterung des Fuhrparks seiner fiktiven Spedition Transbavaria arbeitet oder aufwändig bedruckte Herpa-Zugmaschinen zusätzlich verfeinert, sucht er sich interessante Vorbilder europäischer Transportunternehmen für seinen Modellbau aus. Aktuell ist er wieder einmal in Belgien fündig geworden. Die 1976 von André van Tricht gegründete Firma Transport T.V.T. Vervoer hat sich auf den nationalen und internationalen Tanktransport von pflanzlichen Ölen und Fetten sowie von Lebensmittelprodukten spezialisiert. Dabei setzt die Spedition ausnahmslos auf Zugmaschinen von Scania. Eigentlich ideal für Thomas, hat er doch offenbar auch eine Vorliebe für die Fahrzeuge dieses schwedischen Herstellers. So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein detailreich gestalteter T.V.T.-Sattelzug seinen Basteltisch verlässt, und herausgekommen ist dabei erneut ein optischer Leckerbissen.

  Diese Beschreibung lässt sich womöglich nicht ohne Weiteres auf das folgende Fahrzeug übertragen, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Lothar Kesseböhmer hatte es nämlich gerade die auffällige gelbe Lackierung eines Busses angetan, der im letzten Jahr nur für wenige Monate zum Fuhrpark des größten schleswig-holsteinischen Busunternehmens Autokraft gehörte. In seiner Busschmiede lieferte Lothar Einblicke in die Entstehung des Setra S215 NR mit dem Kennzeichen „KI-BU 502“. Die Basis bildete dabei ein S215 SL von Herpa, dessen Karosserie vorbildgerecht angepasst wurde. So wich unter anderem die vordere Doppeltür einer einfachen Vordertür. Im Innenraum wiederum mussten diverse Sitzbänke ausgebaut oder anders positioniert werden. Am Ende erforderte der verkleinerte Wagen 502 natürlich noch die grelle Farbe. Die mag auch beim Modell Geschmackssache sein, aber an der hervorragenden Umsetzung der Nachbildung gibt es nichts zu deuten.

  Gelb ging es auch bei Markus Meier zu, genau genommen Steinschleudergelb (?!). Slingshot Yellow lautet nämlich die Farbbezeichnung für die vielleicht typischste Lackierung des von 2003 bis 2006 produzierten Chevrolet SSR. Der Super Sport Roadster mit elektrisch versenkbarem Klappdach, dessen Retro-Design sich an das Aussehen klassischer Chevy Pickups anlehnt, wurde vom Hersteller seinerzeit recht unbescheiden als „American revolution“ beworben. Der große Erfolg blieb jedoch aus, und mit der Schließung des Montagewerks Lansing Craft Center endete auch die Produktion des SSR nach nur rund 24.000 Exemplaren. Nick Voges hat diesen besonderen Autotyp im kleinen Maßstab kreiert, dem Markus nicht nur das leuchtende Gelb spendierte, sondern zudem die Inneneinrichtung und die Räder eines El Camino von Model Power, womit nun ein weiterer interessanter Vertreter US-amerikanischer Autokultur über sein Diorama rollen kann.

  Nick Voges hat offenbar ein Händchen für besondere Automobile, wie auch der von ihm in der letzten Woche vorgestellte TVR Tuscan belegt. Und welch ein Zufall - die Herstellung des 1999 eingeführten Originals endete ebenfalls im Jahr 2006, wie übrigens die gesamte Produktion der im englischen Blackpool ansässigen Firma, deren Geschichte bis in das Jahr 1947 zurückreicht. Der Anfang vom Ende der kleinen Autoschmiede begann mit deren Übernahme durch den damals 24-jährigen Russen Nicolay Smolensky im Jahr 2004. Dieser wusste mit dem kriselnden Sportwagenhersteller kaum mehr anzufangen, als dessen Bestandteile in verschiedene Firmen aufzugliedern. Das für die Fertigung der Fahrzeuge verantwortliche Unternehmen Blackpool Automotive musste letztlich Insolvenz anmelden. Gerüchte über die mögliche Wiederaufnahme der Produktion bewahrheiteten sich nicht, und im Sommer dieses Jahres wurde das definitive Aus der Automobilproduktion bestätigt.

  Nächste britische Autoschmiede, nächste Insolvenz, denn im Jahr 2011 war es auch bei der 1945 gegründeten Marke Bristol Cars soweit. Hier mag es aber nach der Übernahme durch die Schweizer Holding Kamkorp Autokraft, der auch das britische Automobiltechnik-Unternehmen Frazer Nash Research angehört, vielleicht tatsächlich mit neuen Modellen weitergehen. Einen Bristol-Klassiker hingegen sichtete Andreas Kaluzny auf einer Hamburger Dioramenstraße. Der von 1975 bis 1993 gefertigte Typ 412, ein Zagato-Entwurf, kann durchaus als Beleg dafür gelten, dass ein exklusiver und extrem teurer PKW nicht zwangsläufig schön sein muss. Dies mag unter anderem der Tatsache geschuldet sein, dass auch bei dieser Baureihe das Reserverad stehend hinter einer Klappe im vorderen Kotflügel untergebracht ist, was womöglich den absurd langen Vorderwagen erklärt. Jens Müller hat das spröde und kantige Design des spinnerten Briten jedenfalls kongenial in den H0-Maßstab übertragen, und auf dieser Basis hat Andreas in der von ihm gewohnten Weise eine höchst gelungene Miniatur auf die Räder gestellt.

- Hermann Becker und Robert Schiller
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