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Verändert das Internet die (Modellbau-) Welt?

Text und Bilder von Andreas Kaluzny   11 Kommentare  2353 Aufrufe
Ausgehend von einer in einem anderen Kreis geführten Diskussion, ob das Internet das Denken verändert, hat sich mir die Frage gestellt, ob und, wenn ja, wie sich die Welt des Modellbaus durch das Internet verändert hat. Vorangestellt seien einige Betrachtungen zum Thema Internet im allgemeinen und den Menschen als Nutzern im Besonderen.

Das Internet ist hervorgegangen aus dem Netz des Pentagon, mit dem Universitäten und Forschungseinrichtungen miteinander verbunden werden sollten; anfänglich weniger zwecks Informationsaustauschs, sondern um die knappen und damit teuren Rechnerkapazitäten besser aufteilen zu können. Erst nach und nach stellte man fest, dass sich auch Nachrichten auf diesem Wege transportieren (Geburtsstunde der E-Mail) und im Netz für andere präsentieren ließen (Websites). Von diesen Anfängen bis zum heute als Mitmachweb, Web 2.0 oder ganz schlicht interaktives Internet bezeichneten World Wide Web vergingen allerdings noch etliche Jahre, in denen heute so alltägliche Dinge wie Browser, HTTP, FTP und ähnliches zur Jedermann-Reife entwickelt wurden. Begriffe wie Gopher, SOCKS etc. sagen heute nur noch Insidern etwas.

Seit Beginn der neunziger Jahre begann das WWW erst Teil des Alltages einiger Nerds, dann immer mehr der Allgemeinheit zu werden. Mit der Browsertechnik und der Entdeckung der Möglichkeiten der Kommerzialisierung startete eine Entwicklung, die zu einer bisher wohl nur bei der Erfindung des Feuers, des Rades, des Buchdrucks und der Dampfmaschine zu beobachtenden Einflussnahme auf den Alltag großer Teile der westlichen Gesellschaft geführt hat.

Das Internet bestimmt heute die Handlung großer Teile der Netzgemeinde, Netizens genannt, jenem Kunstwort aus Net und Citizens (Bürger), indem sich ihe Verhalten dem Netz angepasst hat. Dank der Verlockungen des Internets sinkt die Bereitschaft, auf ein bestimmt besser recherchiertes Lexikon zurückzugreifen, da Suchmaschinen und Online-Enzyklopädien allgegenwärtig sind. Zeitungen werden vermehrt am Bildschirm gelesen, Bücher werden als E-Books vertrieben. Das Privatleben wird öffentlich, das öffentliche Leben verlagert sich mehr und mehr ins Virtuelle. Die damit verbundenen Veränderungen für den Einzelnen und mithin die Gesellschaft möchte ich an dieser Stelle jedoch unbeachtet lassen.

Die unbestrittenen Vorteile des Internets sind dessen anarchischer Aufbau und damit die Unkontrollierbarkeit durch Meinungsmacher und Undemokraten. Alle Versuche zeigen irgendwann ihre Unzulänglichkeit, und die Inbrunst, mit der Recht-und-Ordnung-Politiker immer wieder versuchen, die Büchse der Pandora wieder zu verschließen, verstärkt den Eindruck der Aussichtslosigkeit bei den amüsierten Beobachtern.

Was bedeutet diese Entwicklung aber für das Hobby des Modellbauers und Modellauto-Sammlers? Zunächst einmal nichts, möchte man meinen. Plastikautos gab es schon vorher, und der Fortschritt der Fertigungsqualität hat auch schon vor den Zeiten des Internet stattgefunden. Ebenso gab es auch schon zuvor Produktionsverlagerungen ins Ausland und Wissenstransfer über weite Wege in Blitzgeschwindigkeit. Marktwirtschaftliche Prinzipien begannen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert ihren Siegeszug, und die Datenfernübertragung startete um 1840 mit der Erfindung des Morsetelegraphen.

Also alles wie gehabt? Nein, wohl nicht ganz, wie man bei genauerem Hinsehen feststellt. Da ist zunächst die Möglichkeit, Informationen schnell einer fast unbegrenzten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Datenbanken, erstellt von fleißigen Sammlern, geben Auskunft über Modelle, die man bisher nicht kannte; Erscheinungsdaten und Bezugsquellen von Neuheiten sind abrufbar; Werturteile über Modelle und damit verbundene Diskussionen entspinnen sich; Menschen treten miteinander in Kontakt, die sich im realen Leben nie begegnet wären; Sammler finden Exponate, an die sie wohl nur nach langen Reisen und unter Aufbietung erheblicher finanzieller Mittel gelangt wären und müssen sich auf der Suche nach Raritäten nicht mehr an Tapeziertischen auf Flohmärkten in zugigen Parkhäusern oder auf Börsen in schummrigen Kneipenhinterzimmern drängeln.

Den größten Umbruch im Modellbau-Bereich erlebt aber derzeit wohl der Handel. In den Sechzigern und Siebzigern gab es selbst in kleinen Orten einen lokalen Spielwarenhändler, jedes Kaufhaus hatte eine Spielwarenabteilung, selbstverständlich führte jeder von ihnen Wikingmodelle, und selbst bei dem einen oder anderen Uhrmacher prangte unter der obligatorischen Auslegeruhr der Schriftzug „Märklin“, was darauf schließen ließ, dass man dort neben den Ikonen der frühen Modelleisenbahnzeit auch deren Plastik-Begleiter aus Berlin mit dem WM-Logo erstehen konnte.

Hier hat sich ein rapider Wandel vollzogen. Sicherlich haben auch der typisch kapitalistische Drang zur Konzentration und die dabei entstandenen Scherbenhaufen einiges dazu beigetragen, das große Sterben der Spielwarenläden einzuläuten. (Wer erinnert sich nicht noch an die Marktschlacht, die Spielwaren-Richter seinerzeit anzettelte und der solch renommierte Häuser wie Hochherz in Münster oder Rasch in Hamburg und zuletzt auch der weniger gut beleumundete Urheber selbst zum Opfer gefallen sind.)

Aber das Internet hat dieser Entwicklung weitere Facetten hinzugefügt: die der Allgegenwärtigkeit, der Geschwindigkeit und des Ideenreichtums. Und hier liegt der fundamentale Unterschied zur zuvor geschilderten konzentrierenden Macht des Kapitals, die mit einer Filiale jener seelenlosen Plastikspielzeugverteilstellen, bunten Lampen und anderen Ablenkungsmanövern weniger die Kinder als die Eltern blendet und Dutzenden kleinen Händlern den Garaus macht. Diese Betriebe werden irgendwann zu groß, als dass sie gleichzeitig noch flexibel sein könnten. Und Flexibilität ist etwas, das man im Internetzeitalter nicht nur benötigt wie die Luft zum Atmen – nein, sie wird geradezu gefördert.

Eine Änderung des Warensortiments ist unmittelbar weltweit online. Eine Werbemail erreicht in Sekunden Tausende Kunden. Der Kunde kann mit wenigen Mausklicks seine Wünsche zusammenstellen, sehen, ob die gewünschte Ware am Lager ist, bei Verfügbarkeit sofort bezahlen und am nächsten oder übernächsten Tag die Ware in Empfang nehmen. Und das alles am Bildschirm, im Wohnzimmer, ohne Parkplatzprobleme, ohne nass zu werden, ohne umsonst losgelaufen zu sein, weil die Ware eben doch noch nicht im Laden ist und dergleichen Unwägbarkeiten mehr. Ob das Warenlager oder der Händler in China, Australien, Oregon oder im Schwarzwald ansässig sind, spielt dabei allenfalls noch eine Rolle, wenn es eine Sprachbarriere zu überwinden gilt.

Eines darf man dabei jedoch nicht vergessen: Das Internet ist Chance und Gefahr in einem, die klassische Medaille mit zwei Seiten. Der kleine Händler hat dabei keine Wahl. Chance und Gefahr sind immer da. Verpasst er die Chance oder schlägt sie aus, geht er unter. Macht er nicht mit, wird er ohne Alleinstellungsmerkmal (wie jener Plastikmodellbauladen in Hamburg-Sankt Pauli, der noch nicht einmal eine Webseite hat) oder einen grandiosen Service nicht bestehen können. Ergreift er diese Chance jedoch konsequent, ist ihm der Fortbestand bei gleichbleibender Flexibilität in Sachen Warenangebot, Preisgestaltung, Service ziemlich sicher. Im oben erwähnten Münster profitieren sogar zwei Händler an einem relativ kleinen Ort von dieser Strategie, die dem Kunden noch dazu den Luxus gönnen, bei Bedarf eben nicht nur im Netz zu kaufen, sondern vor Ort die sinnlichen Reize zu befriedigen und die Objekte der Begierde vor dem Kauf ansehen und anfassen zu können.

Den ganz Großen allerdings geht es dann irgendwann wie den Dinosauriern, die für eine Anpassung zu groß und zu langsam waren und deren Ende bekannt ist. Ein großer süddeutscher Versandhändler führt das gerade in einem anderen, übrigens viel weniger spezialisierten Sektor vor, und auch eine große Warenhauskette muss sich sehr anstrengen, will sie nicht auch den Weg besagter Riesenexen gehen.

Bleibt die Frage, ob diese Veränderung der Modellbauwelt auch ohne das Internet stattgefunden hätte? Ich antworte klassisch: Jein. Nicht in diesem Maße und nicht so rasant.

Die Modellbauwelt entspricht zwar in ihren Grundzügen nach wie vor derer vor fünfzig Jahren: Noch immer gibt es Menschen, die sich in ihrer Freizeit zerstreuen möchten und dafür eben diesem Hobby frönen. Und es gibt andere, die damit Geld verdienen. Aber die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Die Medien des Informationstransfers sind neu, und sowohl Reichweite als auch Geschwindigkeit haben sich erhöht. Man kann nun einwenden, dass auch das schon vor fünfzig Jahren so gewesen sei: 1960 musste man seine Bestellung bei einem Versandhaus noch handschriftlich auf einen Briefbogen formulieren und per Post befördern. 1970 gab es den Vorläufer der heutigen Hotlines, nämlich die Nachbarin als Sammelbestellerin, bei der man telefonisch bestellen konnte. Und Mitte der Achtziger wurden die ersten direkten Bestelltelefonnummern eingerichtet, um Mitte der Neunziger in sogenannte Callcenter ausgelagert zu werden. Aber, um das abgedroschene Motto zu bemühen, nach dem nur dem Wandel eine gewisse Beständigkeit nachgesagt wird: Es bleibt eben alles anders. Doch seit der Etablierung des Internets bleibt es schneller anders. Und da kommt der Mensch im Allgemeinen und der Modellbauer/-sammler im Besonderen ins Spiel. Er muss sich den geänderten Bedingungen so gut wie eben möglich anpassen oder versuchen, selbst zu denen zu gehören, die Wandel initiieren und gestalten.

Bleibt er sich bewusst, dass er mündig ist und jeder Versuch, ihn zu entmündigen, ausschließlich an ihm selbst scheitern kann, ist das Internet eine Chance, die er nutzen kann, und zugleich eine Gefahr, die ich er nicht aus den Augen verlieren darf. Chance deshalb, weil nur er als Kunde entscheidet, welche Modelle er kauft, und weil schlechte Modelle im Internet vor einer sehr großen Öffentlichkeit sehr schnell als solche enttarnt werden. Daraus folgt für die Hersteller die Notwendigkeit, ihre Qualität ständig zu hinterfragen, was wiederum zum beiderseitigen Wohle (Gewinne bei den Herstellern, Freude über schöne Modelle bei den Kunden) beitragen kann. Zudem kann, beiderseitige Akzeptanz und höfliche Umgangsformen vorausgesetzt, eine wesentliche stärkere Bindung zwischen Hersteller und Kunden entstehen, weil das Internet diesem Dialog sehr förderlich ist, wie nicht zuletzt das Mo87-Forum zeigt.

Die Gefahren des Internets sind nicht so offensichtlich wie die Chancen, da sie oft hinter viel bunten Bildchen verborgen sind. Die Möglichkeiten der vorsätzlichen Manipulationen oder der fahrlässigen Fehlinformationen sind mannigfaltig, und vermeintliche Wahrheiten täuschen selbst die, die sich mit der Entdeckung von Unwahrheiten berufsmäßig auseinandersetzen (man denke an Karl „Wilhelm“ zu Guttenberg). Eine kritiklose Übernahme von Meinungen oder Pseudofakten führt zu einer schleichenden Entmündigung der Nutzer, die den Markt womöglich nachhaltig verändern kann.

Der Umgang mit dem Internet setzt also ständiges Bewusstsein des eigenen Handelns und dauernde Reflexion desselbigen voraus. Wer sich dabei zudem noch einen klaren Blick dafür bewahrt, dass Neues nicht immer eine Gefährdung darstellt, aber Bewährtes erst dann geändert werden sollte, wenn sich etwas anderes als objektiv besser erweist, den wird das Internet nicht schrecken. Und dann wird es auch in den nächsten fünfzig Jahren noch eine Modellbauwelt geben, die sich in ihren Grundlagen nicht von der heutigen – oder der von vor fünfzig Jahren – unterscheidet.

– Andreas Kaluzny

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