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Wochen-Rückblick 21.10. - 27.10.2012

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Fulda X war ein einziger Rausch, ging viel zu schnell vorbei und bot in der Kürze der Zeit doch wieder jede Menge – nämlich fantastische Modelle, sehr nette Gespräche und ausgesprochen leckeres Essen. Und die Teilnehmer des Wettbewerbs beim zehnten Mo87-Modellbautreffen trauten am Morgen des 20. Oktober 2012 ihren Augen kaum, stand vor dem Gemeinschaftshaus in Petersberg-Steinau auf einem Abschleppwagen doch tatsächlich ein Iso Rivolta GT. Sollten die Organisatoren wirklich keine Kosten und Mühen gescheut und einen solch exklusiven Hauptpreis ausgelobt haben?! Denkste! Das Kennzeichen des LKW ließ darauf schließen, dass der seltene Italiener (eines von nur 792 Exemplaren) sich wohl gerade auf dem Weg in Richtung Osteuropa befand. Aber wer braucht schon solche Hauptpreise – dabei sein ist schließlich alles, und daher beginnt dieser Wochenbericht mit einer kleinen Nachlese der Miniaturen, die dabei waren.

  Arme abtrennen, Arme amputieren, Hinterbeine brechen, Beine mit Spachtelmasse eingipsen – Modellbau kann so brutal sein. Michael Scheel kennt scheinbar keinen Schmerz und erspart diesen auch seinen Preiserchen nicht. Am Schluss finden Arme und Hinterbeine aber in anderer Position wieder an ihren Platz, aus Spachtelmasse werden Hosen, und niemand würde vermuten, welche körperlichen Strapazen die kleinen Figuren über sich ergehen lassen mussten. Ganz im Gegenteil, Michaels Tim und sein Struppi wirken vital wie eh und je, alles ist wieder gut zusammengewachsen und macht einen sehr guten Eindruck, besonders wenn man bedenkt, in welcher Größenordnung wir uns hier bewegen, stehen beide Figuren doch nur auf einem 5-Cent Stück.

  Figuren kann man auch ohne rabiate Methoden erstellen. Wobei man hierzu die Figuren mal befragen müsste. Kurt Titzler kreierte seinen Hulk, angelehnt an den Avengers-Film, ohne operative Eingriffe mittels dreier Durchgänge im Schrumpfbad. Das Bad in der Silikon-Schrumpflösung hat dem grünen Mutanten offenbar nicht so gut gefallen wie man an seinem Gesichtsausdruck erkennen kann. In 1:87 stellt er aber für uns keine Gefahr da. Wir stecken ihn einfach in die Tasche, wenn er zu rabiat wird.

  Neben Tim, Struppi und Hulk stellten sich selbstverständlich weitere Modelle der Konkurrenz in Fulda, zum Beispiel dieser Lamborghini Aventador. Kurt hatte zunächst auch hier seine Finger im Spiel, denn er stellte als Ausgangsbasis für das Modell einen 3D-Druck zur Verfügung. Christoph Zinn übernahm die weiteren Arbeiten und schuf dabei ein kleines Meisterwerk. Die Baufortschritte durften wir im Mo87-Forum en détail verfolgen, welches wieder einmal seine Stärken ausspielte. Denn die Decals und Räder von Paul Arens, die Wabengitter von Miniature Realism für die Lufteinlässe sowie Tipps und Anregungen weiterer Forenmitglieder runden Christophs fantastische Arbeit ab. Und so durfte der in Arancio Argos getauchte kleine Kampfstier den Besuchern des Mo87-Modellbautreffens live und in Farbe beweisen, dass Modellträume Realität werden können.

  Der Voisin C6 Laboratoire scheute den Wettbewerb ebenfalls nicht. 1923 gingen gleich vier Fahrzeuge dieses Typs beim Grand Prix des französischen Automobilclubs in Tours an den Start. Nur eines davon kam durch und belegte nach knapp 800 Kilometern den fünften Platz. Leider blieb keiner dieser Rennwagen der Firma Avions Voisin erhalten, so dass heute lediglich eine zu Beginn der neunziger Jahre gebaute Replika existiert. Michael Stegmann, der mit dem Bugatti des Typs 32 bereits einen anderen Rennwagen des besagten Grand Prix realisiert hatte, machte sich an den Nachbau des Nachbaus, und auch hier wurde die Basis mit einem 3D-Druck gelegt. Da Michael uns durch detaillierte Beschreibungen und ausführliche Bebilderung an dem Bau seiner Modelle teilhaben lässt, haben wir mittlerweile einen Eindruck seiner ideenreichen und zielgerichteten Vorgehensweisen. Entsprechend beeindruckend sind die Resultate seiner Arbeiten, und so fand sich der kleine Voisin völlig zu Recht auf dem Wettbewerbstisch in Petersberg-Steinau wieder.

  Angesichts solcher Unikate dürften bei so manchem Bastler sämtliche Martinshörner geheult haben, als Sebsatian Ruhl den Organisatoren eines seiner beiden Wettbewerbsmodelle übergab. Schließlich enden Polizeieinsätze bei „Alarm für Cobra 11“ in der Regel mit einem Haufen Schrott. Sebastian hat sich für sein Blaulichtfahrzeug auf Basis des Opel Omega B von Herpa nämlich ausgerechnet von dieser Fernsehserie anregen lassen. Zum Glück hatte er aber keine H0-Figuren von Semir und Ben dabei, obwohl sich dies ja durchaus angeboten hätte, da deren Mimik schließlich kaum vielseitiger ist als jene der kleinen Preiserlein. Und so ging der Wettbewerb letztlich doch ohne zerstörtes Resin, Metall oder Plastik über die Bühne.

  Folglich ist auch das Boot von Paul Arens nicht explodiert. Es wäre um die Nachbildung einer Motoryacht von Chris Craft allerdings auch zu schade gewesen. Vor einigen Wochen hatte Paul das Wasserfahrzeug quasi auf dem Kentucky Lake entdeckt, und nach der Demontage und dem Entlacken des Modells konnte er sich dessen vorbildgetreuer Neugestaltung annehmen. Wie immer hervorragend lackiert und mit Decals perfekt gestaltet, benötigte die Yacht natürlich ein geeignetes Gespann, um ans Wasser transportiert werden zu können. Dieses besteht aus einem Porsche Cayenne von Schuco und einem modifizierten Bootsanhänger von Wiking. Beide wurden in Nordischgold-Metallic von Porsche lackiert und erhielten Pauls einzigartige Kleinserienräder im Techart-Styling. Und wenn Paul mal keine Lust auf Wasser hat, dann wird er eben zum Korvettenkapitän. Wir sagen nur C4 (nein, nicht der Sprengstoff) und beschließen damit die kleine Reihe der Fulda-Exponate.

  Mach was draus, schneid's Dach ab! Diesen alten Werbespruch eines Käfer-"Cabrio"-Umbauers aus den 1980er Jahren beherzigte Paul in der letzten Woche – allerdings nicht bei einem Käfer, sondern bei so ziemlich dem genauen Gegenteil: einer Corvette C4. Das Mauerblümchen aus dem Hause Herpa (ex Monogram) ist im wahrsten Sinne des Wortes voll erblüht – so gefällt sie sogar dem normalerweise sehr corvetteabgeneigten Rezensenten. Was ein paar feine Felgen (aus Automobilia- und selbstgefertigten Ätzteilen), ein schicker Lack und eine sorgfältige Detailarbeit doch zu leisten vermögen, ist immer wieder beeindruckend.

  Auch aus dem fernen Amerikanien, aber etwas weniger faszinierend als die Corvette, ist das Vorbild des neuesten Kleinstserienmodells aus dem Hause JMK. Am Hundeblick sollt ihr ihn erkennen: den ersten Chrysler Neon, ein ansonsten erschütternd normales Mittelklasseautomobil, dem es eigentlich nur an der Perfektion in der Verarbeitung gebricht, um für einen ganz normalen Japaner gehalten werden zu können. Sei's drum, nett anzusehen ist er ja, und als Modell schon gleich erst recht – wieder einmal zeigt Jens Müller den Großserienherstellern, dass man auch ganz ohne CAD proportional perfekte Youngtimer bauen kann. Wenn man es kann.

  Große rote Autos gehören im Mo87-Forum zwar oft, aber nicht immer zur Feuerwehr, manchmal sind es auch nur Bahnbusse. Obwohl, was heißt hier "nur"? Robert Schillers große rote Autos sind ganz sicher nicht "nur" Bahnbusse! Nach mehreren feinen Setra-Umbauten präsentierte er in der letzten Woche eines, das der Rezensent heute noch im Ohr hat: einen MAN ÜL 292. Okay, vielleicht war es auch ein anderes Modell, das damals, 1988, für Ohrenklingeln sorgte auf der Tour in die Toskana, wahrscheinlich sogar eher ein SR, ein Reisewagen also; aber die beiden gemeinsame Formensprache mit dem rechteckigen Grill und den Doppelscheinwerfern sorgte prompt für Erinnerungen, nicht nur akustischer Natur. Egal – das Modell jedenfalls, entstanden aus einem MEK-Bausatz und jede Menge Arbeit und Kleinkram bei der Detaillierung, vermag zu beeindrucken. Fast hört man den Diesel donnern!

  Wo wir gerade von donnernden Dieselmotoren reden, darf einer natürlich nicht fehlen: Mercedes' allererster PKW-Diesel, der 260 D, schon vor Jahrzehnten als eines der ersten "klassischen Modelle" im Wiking-Programm verwirklicht und immer noch sehr ansehnlich. Andreas Kaluzny hat sich der jüngst mit viel Silberdruck und Foppelkram wiederaufgelegten Miniatur gewidmet und die offensichtlichsten Problemchen korrigiert: den nicht durchbrochenen Mercedes-Stern, die fehlenden Reserveradhalterungen und Scheibenwischer, die falsche Kennzeichenaufnahme hinten und – natürlich – eben jenen Foppelkram. Ein Vorkriegsdiesel als Scheunenfund mit Weißwandreifen geht nun mal gar nicht. Wohltuend schlicht steht er nun auf dem Auto(mobilia)trailer, und es steht zu hoffen, dass er behutsam wieder zum Leben erweckt wird bei HAUBE-AUF.

  Und eh das hier ein (bis auf den Motor des 260 D) völlig lastwagenfreier Wochenbericht wird, sei dann doch noch mal auf den aktuellen Scania R hingewiesen, der bei Jochen Butscher quasi nebenbei zwischen seinen Hackern zur Entspannung auf dem Basteltisch reift. Das Ausgangsmodell aus dem Hause Herpa hat ja das Problem, dass es die Kabinen-Höherlegung des Vorbildes nicht mitgemacht hat und nun irgendwo im Niemandsland zwischen den G- und den R-Modellen hängt. Also rauf mit der Kabine! Doch damit begnügt sich Jochen nicht – man beachte die hinteren Kotfügel, die Windleitblech-Verstrebungen, den Auspuff ... das wird ein ganz feiner Laster!

  In der letzten Woche wurde an dieser Stelle der Camper mit Aufstelldach auf Land-Rover Defender Basis von Kai Becker vorgestellt. Dieser ist auf den ersten Blick zu erkennen. Etwas genauer muss man bei dem hier gezeigten Camper mit Kofferaufbau von Gerald Blümer hinschauen. Die Fahrzeugbasis ist bei beiden nämlich die gleiche. Gerald hat allerdings aus dem aktuellen Defender einen Frontlenker gemacht. Dies erforderte große chirurgische Eingriffe am ursprünglichen Modell. Den Camperaufbau zum Wohnen gestaltet Gerald aus Plastikplatten – hört sich profan an, sieht aber klasse aus. Auch hier gilt: Das Modell wird zur Zeit auf dem Basteltisch gezeigt, so dass man die aufwändigen Baufortschritte gut verfolgen kann.


So, das war nun also die "Fulda-Woche", nun beginnt wieder der Normalbetrieb im Mo87-Forum. Doch was heißt schon normal? Es ist im positiven Sinne alles andere als normal, was hier Woche für Woche abgeht. Jedesmal wieder denken wir vom Wochenberichts-Team: Wow, diese Woche war ja echt außergewöhnlich viel Gutes dabei. Und jedesmal wieder staunen wir in der darauffolgenden Woche erneut. Wir hoffen, dass die Leserschaft genauso viel Spaß hat wie wir, und freuen uns aufs Wiedersehen ... nächste Woche!

– Robert Schiller, Jörg Benter, Michael Scheel, Erik Meltzer und Hermann Becker.
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Update: 24.05.2021
Wochen-Rückblick
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